Immer mehr vielversprechende ICOs scheitern: Haben ICOs ausgedient?
Es stellt sich die Frage, ob ICOs in ihrer derzeitigen Form nicht bereits ausgedient haben. Denn nun scheiterte der ICO des vielversprechenden Blockchain-Projekts Civil, einer Blockchain-Journalismus-Plattform, die erst kürzlich eine Partnerschaft mit Forbes einging und trotzdem das Mindest-Investitionsziel von acht Millionen US-Dollar nicht erreichen konnte. Ein wirklich innovatives Projekt, dass neben vielen anderen Blockchain-Projekten, die keine ernst zu nehmenden Partnerschaften, ein richtig gutes Team und ein anspruchsvolles Use Case zu bieten haben, gescheitert ist.
Im Jahr 2017 war es für die meisten Blockchain-Projekte kein Problem, 10 bis 30 Millionen US-Dollar einzufahren, selbst offensichtlich betrügerischen ICOs gelang dies ohne Weiteres. Doch nun scheint sich etwas in der Branche verändert zu haben, längst erhalten die Kommunikationsmodelle der Projekte, die ihren innovativen Charakter betonen und darauf hinweisen, eine Pionierstellung am Markt einzunehmen, ihre Wirksamkeit verloren zu haben. Viel zu oft hat man diese Versprechen gehört und viel zu oft passierte dann nichts. Versprechen wurden nicht eingehalten, das Kapital wurde nicht genutzt. Und nun bleiben die ICO-Investoren aus.
Die Ansprüche der Investoren sind gestiegen
Die Investoren legen heutzutage höhere Ansprüche an den Tag, weshalb immer weniger Projekte es schaffen, ihre Token zu verkaufen und an den Börsen zu listen. Durch einen Einbruch des ICO-Marktes von rund 90 Prozent wird deutlich, dass der ICO-Sektor eine Krise durchmacht. Doch etwas Positives hat das Ganze auch: Die Masse an unnützen Token wird damit geschmälert und der Markt wird professioneller.
Doch Fakt ist, dass es selbst vielversprechende Blockchain-Projekte, wie der Fall von Civil, es kaum noch schaffen ein Softcap zu erreichen, welches Ende 2017 noch als niedrig gegolten hätte. Verständlich ist folglich, dass viele Unternehmen unsicher sind, ob es sich überhaupt noch lohnt, einen ICO durchzuführen. Denn hinzu kommt, dass die Kosten für das Marketing immer höher werden und die Aufmerksamkeit der Investoren ohnehin ein rares Gut ist. Längst lassen sich zweistellige Millionenbeträge nicht mehr mit geringem Aufwand generieren.
Security Token Offerings (STOs) machen Hoffnung
Viele hoffen nun, dass der gesamte ICO-Sektor revolutioniert wird und Initial Coin Offerings durch das Aufkommen von Security Token Offerings (STOs) umstrukturiert werden. Viele Blockchain-Unternehmen würden eine Herausgabe von Token wieder in Erwägung ziehen, wenn Security Token in einem regulierten Umfeld und mit neu geschaffenen Vertrauen darstellbar sind. Fest steht, dass das Konzept von ICOs durchaus Boden hat und sich auch in Zukunft definitiv durchsetzen wird.
Wahrscheinlich werden ICOs jedoch dann nicht mehr ICOs heißen: Die bisherigen Pseudo-Utility-Token werden dann vor allem von Security Token abgelöst. Für Unternehmen, denen es in erster Linie darum geht, finanzielle Mittel einzusammeln, werden dann einen STO starten – der im Gegensatz zum ICO ehrlicheren Option. Wie im regulierten Finanzsektor ist dann zu erwarten, dass der Markt vor allem von den institutionellen Riesen am Markt bestimmt wird.
Hier und da wird es auch wieder Utility Token geben, welche aber im Gegensatz zum heutigen Utility Token eine Rolle in einem wirklich dezentralen Netzwerk spielen und für ihren vorhergesehenen Zweck genutzt werden und nicht für das Trading. Zu erwarten ist, dass in den nächsten Jahren – insofern der Markt grundlegend reguliert wird – die großen Investitionen in Security Token und die Tokenisierung von echten Vermögenswerten getätigt werden.