Noch vor einem Jahr war man sehr zuversichtlich…
Noch vor einem Jahr war der O-Ton der Hedgefonds-Manager auf einer New-Yorker Investment-Konferenz, die ihren Fokus speziell auf Kryptowährungen gelegt hatte, sehr zuversichtlich: Man prognostizierte, dass in rund drei Monaten die ersten institutionellen Investoren in den Krypto-Markt einsteigen. Dadurch würden die Preise von Bitcoin und Co. in die Höhe schnellen.
Doch heute ist von diesen Prophezeiungen nicht viel eingetreten. Kryptowährungen wie Bitcoin und Co. sind immer noch sehr gering verbreitet. Trotz hoher medialer Aufmerksamkeit Ende 2017 hat sich daran nicht viel geändert. Bitcoin sind immer noch ein Spekulationsobjekt und keine Alltagswährung. Für Einsteiger sind die Bezahl-Apps immer noch zu komplex gestaltet, aber auch andere Digitalwährungen, die technisch bereits besser gestellt sind als der Bitcoin und sich besser für den alltäglichen Zahlungsaustausch eignen, können mit ihrer Adaption keine großen Fortschritte machen. Ist das Bedürfnis für eine alternative Blockchain-Währung etwa zu gering?
Gründe für die Adaptionsschwierigkeiten
Der Bitcoin unterliegt starken Schwankungen und verliert immer wieder an Wert. Dafür gibt es viele Gründe, denn die Krypto-Branche, welche anvisiert, die Bankenwelt zu ersetzen, durchlebt ihre ganz eigene Finanzkrise. Obwohl weltweit viele Start-ups an Innovationen arbeiten, bestimmen negative Schlagzeilen die Agenda. ICOs, virtuelle Börsengänge, werden regelmäßig von Aufsehern gestoppt. Nachrichten von gehackten Krypto-Börsen und die langen Wartezeiten, bis Digitalwährungen zurück in Fiatwährungen getauscht werden, lassen kritische Stimmen laut werden.
Noch ist ein positiver Umschwung nicht in Sicht. Erst kürzlich wurden die Gründer einer dezentralen Krypto-Börse von der US-Börsenaufsicht SEC verklagt, weil sie gegen Wertpapier-Gesetze verstoßen haben. Dies sind Vorkommnisse, die institutionelle Investoren und auch viele kleine Anleger abschrecken. Viele haben mittlerweile das Interesse oder die Geduld verloren, überhaupt noch in die Krypto-Branche einzusteigen.
Der rechtliche Rahmen erzeugt Unsicherheit
Aber nicht nur die starken Kursschwankungen stellen ein Problem dar – der immer noch unklare rechtliche Rahmen trägt einen großen Teil bei. Verständlich, dass man nicht in eine Digitalwährung investieren oder auf einer Krypto-Plattform handeln möchte, wenn dessen Betreiber von der SEC verklagt wird. Womöglich wird der Bärenmarkt anhalten, bis die Krypto-Branche endlich klaren Tisch macht und lernt, frühzeitig mit Regulierungsbehörden zu verhandeln.
In der Kryoto-Szene wird diskutiert, wie man institutionelle Finanzinvestoren animieren könnte, in den Spekulationskreislauf einzutreten. Bei der US-Börsenaufsicht liegen momentan mehrere ETF-Anträge. Zudem steigt die Hoffnung der Krypto-Investoren, denn mit Bakkt legt eine Krypto-Börse zum ersten Mal Terminkontrakte für Großanleger auf. Der Markteinstieg von finanziell bedeutsamen Unternehmen würde das Angebot an Bitcoin verknappen und zu höheren Preisen führen.
Fraglich ist, ob dies Bitcoins Chance auf marktwirtschaftliche Relevanz als Zahlungsmittel steigert. Vermutlich würde ganz das Gegenteil erreicht werden. Denn wie bereits erwähnt, spricht der schwankende Preis des Bitcoins dafür, seinen morgendlichen Kaffee lieber mit stabilen Euros zu bezahlen. Erneute Preisschwankungen würden es nur noch schwerer machen, dass sich Kryptowährungen als Alternative zu Fiatwährungen etablieren.