Schweizer Bank Swissquote bringt ICO-Plattform heraus
Swissquote, die in der Schweiz ansässige Online-Bank, kündigte kürzlich in einer Pressemitteilung an, dass man eine ICO-Plattform herausgibt. Diese Plattform ermöglicht es Investoren, an ICOs teilzunehmen. Swissquote bietet den zusätzlichen Service, dass nach einem Investment die Token aufbewahrt werden. Der CEO Marc Bürki teilte mit, dass hinter der Gründung der Plattform grundsätzlich die Idee steht, die Finanzwelt der Krypto-Welt zu demokratisieren. Man will Dienstleistungen vereinfachen und zudem jedem zugänglich machen. Kunden sollen dabei unterstützt werden, Start-ups über ICOs (Initial Coin Offerings, also Crowdfunding-Projekte) unterstützen zu können.
Der Pre-Sale des ersten ICOs hat bereits gestartet, der Mindestbetrag für Investments in das Schweizer Start-up LakeDiamond liegt bei 33 Schweizer Franken (umgerechnet sind das ca. 30 Euro). Das Unternehmen stellt Kunstdiamanten her und hat sich als Ziel gesetzt, über das ICO 60,5 Mio. Schweizer Franken einzusammeln.
Prognose: Private ICO-Investoren werden sich zurückziehen
Doch mit ihrem ICO-Investment-Angebot ist Swissquote nicht allein, auch andere Unternehmen bieten ähnliche Dienste an. Die Börse Stuttgart gab beispielsweise im August bekannt, an einer ähnlichen Dienstleistung zu arbeiten. Die Ankündigung der Schweizer Bank könnte jedoch schlecht getimed sein: Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, dass die ICO-Renditen stark gesunken sind und dass anzunehmen ist, dass sich in nächster Zukunft viele private ICO-Investoren zurückziehen werden.
Dennoch verfolgt Swissquote weiterhin treu das Ziel, die Finanzwelt der Krypto-Branche zu demokratisieren. Die aus der Pressemitteilung hervorgehende Aussage, dass sich Investoren dank der neuen ICO-Plattform weder mit Blockchain auskennen müssen oder im Besitz eines Krypto-Wallets zu sein brauchen, steht etwas im Widerspruch mit dem Ziel der Bank.
Einerseits wird zwar die Nutzerfreundlichkeit durch die technische Vereinfachung erhöht und die Marktdurchdringung vorangetrieben – jedoch werden andererseits die grundlegenden Eigenschaften von ICOs geschwächt. Um eine Zukunft der ICOs zu sichern, ist es unabdinglich, die Nutzerfreundlichkeit und Revolution auszubalancieren. Es stellt sich folglich die Frage, ob ICOs zu einer der vielen anderen von einer Bank angebotenen Investmentklasse werden, oder ICOs es ermöglichen, eine eigene Bank zu sein.
Sicherer als direkte Investments
Unabhängig von der Antwort auf diese Frage haben institutionalisierte ICOs den großen Vorteil, dass sich sowohl rechtlich als auch unternehmerisch sicherer sind als Investments, die direkt über die Website eines ICOs gemacht werden. Selbstverständlich kann niemals ausgeschlossen werden, dass man einen Totalverlust macht, dennoch ist die Wahrscheinlichkeit geringer, da die ICOs vorher gezielt ausgewählt werden und bestimmten Qualitätskriterien entsprechen müssen.
Die Transparenz der ICOs ist eine Voraussetzung, die Swissquote stellt. Nur in ihrer Entwicklung bereits fortgeschrittene Projekte werden von der Bank aufgenommen, die bereit dazu sind, genaue Informationen zur Geschäftsführung, ihren Aktivitäten und den Finanzkennzahlen weiterzugeben und außerdem dazu bereits sind, ihre Rechtslage überprüfen zu lassen.
Es bleibt abzuwarten, ob sich die Prognosen von Ernst & Young bestätigen und sich private Investoren zurückziehen werden und qualifizierte Investoren an ihre Stelle treten. Ebenfalls ist noch ungewiss, ob sich ICO-Plattformen wie die von Swissquote durchsetzen werden oder weiterhin direkte Investments getätigt werden.